Netzwerk Kind: „Lotsenfunktion für Familien in Problemsituationen“
 

Lucie Hareter, Sozialpädagogin und Leiterin von Netzwerk Kind, sprach über das Thema „Frühe Hilfen -  Netzwerk Kind“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 5. Oktober 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner. 

Die Geburt eines Kindes sei eine Bereicherung aber natürlich auch eine große Herausforderung für das gesamte Familiengefüge. Die sogenannten „Frühen Hilfen“ sollen dabei junge Familien in belastenden Situationen unterstützen, Netzwerk Kind Burgenland ist dabei Teil dieser Frühen Hilfen. Lucie Hareter, Leiterin von Netzwerk Kind erklärt: „Viele Eltern haben keinen Überblick über die zeitliche Abfolge, etwa bei der Anmeldung zur Kinderkrippe. Oder sie wissen über das Betreuungsangebot in Ihrer Umgebung nicht Bescheid.“ Auch plötzliche Erkrankungen innerhalb der Familie oder des Kindes sowie das richtige Ausfüllen von Formularen kann Familien vor Probleme stellen. „Wir haben eine Lotsenfunktion und versuchen, die Familien bestmöglich durch ihre jeweilige Situation zu begleiten und zu unterstützen“, erklärt die Sozialpädagogin.

Für Netzwerk Kind seien im ganzen Burgenland insgesamt sieben Mitarbeiterinnen tätig, die Kontaktaufnahme erfolge meist telefonisch. „Nach einem Erstgespräch nimmt die zuständige Familienbegleiterin Kontakt auf und macht mit ihnen einen Termin für einen Hausbesuch aus. Dort werden dann die Themen besprochen, welche für die Familie belastend sind. Je nach Situation wird dann gemeinsam mit der Familie weitergearbeitet“, so Lucie Hareter.

Der Bedarf an Familienbegleitung steige an, die Beratungen werden umfassender und die Begleitungen oftmals langfristiger. „Wir bieten kurzfristige Unterstützung, wo jemand anruft und beispielsweise keine Therapeutin für ihr Kleinkind findet. Es gibt aber auch langfristige Begleitungen, wo wir Familien vom ersten Kind über mehrere Jahre bis zum dritten Kind begleiten“, so die Leiterin von Netzwerk Kind. Bei dem Angebot von Netzwerk Kind sei es sehr wichtig, dass diese einfach abzurufen und niederschwellig erreichbar sei.

Der Leidensdruck bei den Familien, die sich an Netzwerk Kind wenden, sei oft groß. „Es ist oft eine Überwindung notwendig, um sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt. Wir geben den Familien die Erfahrung, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen sind. Unsere Begleitung kann auch präventiv wirken, um eine Eskalation innerhalb von Familien zu verhindern“, erklärt Lucie Hareter. Auch finanzielle Sorgen gehören zu den Situationen, die Familien belasten können. „Es gibt Familien, die sich das Mittagessen im Kindergarten nicht mehr leisten können. Auch hier kostet es große Überwindung, das anzusprechen und sich Hilfe zu suchen. Es gibt viele Unterstützungsangebote, aber diese müssen auch beantragt werden“, so Lucie Hareter. „Wir setzen uns gemeinsam mit der Familie hin und arbeiten einen Plan aus. Wir vermitteln aber zu einer Schuldnerberatung oder Erwachsenensozialarbeit, wenn der Bedarf dahin gegeben ist. Wir sind eine Drehscheibe zwischen den Familien und den regionalen Institutionen, Organisationen, Behörden sowie Personen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen“, so Lucie Hareter weiter. Netzwerk Kind begleite auch Familien im Bedarfsfall bei Terminen, etwa bei Ärzten oder Behörden.