Wundmanagement: „Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser“
 

Viktoria Kienreich, zertifizierte Wundmanagerin und Teamleiterin, sprach über das Thema „Wundmanagement“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 25. Mai 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   
 

Es gibt viele Menschen, die Wundmanagement in Anspruch nehmen müssen. Egal ob jung oder alt, niemand ist vor chronischen Wunden gefeit. Die flächendecke Versorgung und Koordination des Wundmanagement wird im Burgenland über die Sozialen Dienste Burgenland abgewickelt. Neben Wundambulanzen gibt es eine mobile Versorgung und Hausbesuche, die Kosten werden teilweise bzw. bei Befreiung der Rezeptgebühr komplett vom Land Burgenland gefördert.

Abwechslungsreiches Aufgabenfeld

Viktoria Kienreich, seit drei Jahren als Wundmanagerin tätig, erzählt über den Alltag im Beruf: „Es ist sehr abwechslungsreich, man hat mit unterschiedlichsten Menschen zu tun und wird täglich gefordert, die beste Versorgung für die Wunden sicherzustellen. Viele Personen kommen in die Stützpunkte aber auch die Hausbesuche sind sehr wichtig, da viele Menschen nicht mehr gehfähig oder bettlägerig sind.“

Das Behandlungsgebiet im Wundmanagement sei dabei sehr breit. „Wir versorgen grundsätzlich chronische Wunden, die länger als acht Wochen bestehen. Die Gründe für eine chronische Wunde können etwa Diabetes, postoperative Wundheilungsstörungen, Krampfadern oder arterielle Erkrankungen sein“, erklärt die Wundmanagerin. Eine chronische Wunde könne das Leben der Betroffenen stark einschränken: „Die Wunde verursacht oft starke Schmerzen oder entwickelt einen Wundgeruch, weswegen sich die Betroffenen oftmals isolieren. Hier ist es wichtig, eine gute Versorgung bereitzustellen, damit diese Menschen ihren Alltag bestreiten und wieder am Sozialleben teilnehmen können." In den insgesamt sechs Stützpunkten im Burgenland wurden im Vorjahr rund 11.000 Behandlungen durchgeführt.

Ablauf der Wundbehandlung

Zum Ablauf der Wundbehandlung erklärt Kienreich: „Wir arbeiten eng mit den Krankenhäusern, den Hausärzten sowie der Hauskrankenpflege zusammen. Von diesen bekommen wir die Info, dass die Betroffenen unsere Leistungen benötigen. Mit einer Verordnung vom Hausarzt können diese dann zu uns kommen und wir versorgen die Wunden.“ Die Dauer der Wundheilung könne dabei sehr unterschiedlich ausfallen. „Hier muss man differenzieren und schauen, was das Ziel der Wundversorgung ist. Manche Wunden heilen nie ganz ab, wir versuchen dann aber die Lebensqualität trotzdem so gut wie möglich wiederherzustellen“, erläutert Kienreich. Die Häufigkeit der Behandlung könne je nach Wunde variieren, bei stark rinnenden Wunden müsse etwa drei Mal die Woche neu verbunden werden.

Unterschiedliche Behandlungen notwendig

Keine Wunde sei gleich wie die andere, erzählt die Wundmanagerin: „Man muss bei jeder Wunde und bei jedem Verbandswechsel genau schauen, was benötigt wird.“ Unterschiedliche Behandlungsformen gäbe es ebenfalls einige: „Eine Kompressionstherapie etwa führt oft zu schnellerer Wundheilung. Dabei ist eine Abklärung von einem Gefäßchirurgen notwendig, der Druck von außen auf die Wunde kann aber eine schnelle und starke Verbesserung hervorrufen.“ Bei infektionsösen und keimbelasteten Wunden werde oft mit Silberprodukten gearbeitet, wenn die Wunde nur mehr oberflächlich ist, kämen sogenannte Alginate zum Einsatz.

Auch junge Menschen betroffen

Auch junge Personen können von chronischen Wunden betroffen sein. „Durch Zuckererkrankungen oder Wundheilungsstörungen nach Operationen sind auch junge Menschen öfters bei uns.“ Vorbeugen könne man ebenfalls schon im jungen Alter. „Der Lebensstil ist dabei entscheidend. Nicht rauchen, eine gute Ernährung und ausreichend Bewegung sind eine gute Grundlage. Sitzt man im Beruf sehr viel, können Krampfadern ein Problem werden. Kompressions- oder Thrombosestrümpfe können dabei vorbeugend wirken“, sagt Kienreich. Eine eiweißreiche Ernährung könne bei einer akuten Wunde die Heilung verbessern.

Im Vergleich zu früher habe sich in der Wundversorgung viel getan. „Leider passiert es aber immer noch manchmal, dass die Betroffenen lange warten, bis sie unsere Expertise in Anspruch nehmen. Je früher die Behandlung in Anspruch genommen wird, desto besser. Nur so können schlimme Folgen von Wunden vermieden werden“, so Kienreich. Abschließend gibt die Wundmanagerin noch Tipps für den Alltag: „Hautpflege ist wichtig, besonders wenn man bereits eine Vorgeschichte mit Wunden hat. Nach dem Duschen gut abtrocknen, besonders bei zwischen den Zehen, damit hier kein feuchtes Milieu entstehen kann.“