Pflegeberatung: „Präventives Informieren ist wichtig“
 

Manuela Blutmager, operative Leiterin der Pflegeservice Burgenland GmbH, sprach über das Thema „Pflegeberatung“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 8. August 2024 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   

Das Thema „Pflege“ kommt so gut wie in jeder Familie einmal vor und es fällt Menschen oft schwer, mit ihren Eltern über dieses Thema zu sprechen. Manuela Blutmager erklärt: „Aufgrund der Ungewissheit ist es ein schwieriges Thema. Personen können von einem Tag auf den anderen in die Pflegebedürftigkeit kommen, sie wissen dann oft nicht wo sie sich Unterstützung holen können und es ist für alle Beteiligten auch eine emotionale Belastung. Es können dann auch in der Familie Konflikte aufkommen. Es gibt also sehr viele Faktoren, die da mitspielen.“

Präventiv informieren wichtig

Vorbereitung und sich Unterstützung zu holen sei daher wichtig. „Wir bieten Beratungen an, auch bei den Personen zu Hause, falls gewünscht. Wir zeigen die bestmögliche Versorgung für die Betroffenen auf“, so Manuela Blutmager. Meist kämen die Betroffenen im Akutfall zur Pflegeberatung. „Oftmals wird akut ein Platz im Pflegewohnhaus gesucht oder eine Versorgung muss auf die Beine gestellt werden. Hier wäre es gut, wenn man sich bereits präventiv informiert, welche Angebote es gibt und wo man Unterstützung bekommen kann. Hier zeigt die Erfahrung, dass die Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden kann, wenn Unterstützungsangebote frühzeitig in Anspruch genommen werden. So können die Betroffenen auch oftmals länger im häuslichen Umfeld bleiben“, erklärt die Leiterin des Pflegeservice.

Rücksicht auf Ressourcen und Bedürfnisse nehmen

In der Praxis gebe es bessere und schlechtere Situationen, um das Thema Pflege anzusprechen. „Man sollte sich vorbereiten und sich Gedanken machen und nicht etwas bei einer Familienfeier das Thema einfach so in den Raum werfen. Es ist wichtig, dass man klar kommuniziert und auf die Ressourcen und Bedürfnisse der älteren Person Rücksicht nimmt“, erklärt die Pflegeexpertin. Dabei gebe es durchaus Familien, in denen Konflikte entstehen. „Ich habe selbst Familien begleitet, wo es Probleme gab. Wir haben uns dann gemeinsam hingesetzt und die bestmögliche Versorgung für die betroffene Person gesucht. Als Pflegeberaterin ist man manchmal auch eine Mediatorin, die mit den Personen einen Plan aufstellt und sie oftmals auch jahrelang begleitet“, so Blutmager. Wenn Eltern in eine Abwehrhaltung gehen, sei es umso wichtiger, dass es eine externe Person gibt, die die Pflegeangebote aufzeigt.

Kleine Schritte im laufenden Prozess

Oftmals müsse man auch mit kleinen Schritten schon zufrieden. „Man darf nicht erwarten, dass beispielsweise gleich jeden Tag eine Tagesbetreuung in Anspruch genommen wird. Bei Demenzerkrankungen ist es auch wichtig, dass es eine Erwachsenenvertretung gibt, die die Entscheidungen übernimmt. Hier beraten wir auch und verweisen an die zuständigen Stellen“, so Manuela Blutmager. Die Lösungen seien stets individuell und können sich auch immer wieder verändern. „Es ist immer ein laufender Prozess, vor allem wenn wir Familien schon zwei oder drei Jahre begleiten. Manchmal muss man auch kleine Schritte als Erfolg anerkennen aber schlussendlich wird unsere Beratung dann angenommen“, so Manuela Blutmager.

Bei diesem Prozess könne sich über die Zeit viel verändern. „Einerseits wird sich der Zustand der pflegebedürftigen Person verändern, andererseits wächst die Familie oft auch mehr zusammen. Es ist aber auch wichtig, dass sich die Angehörigen Unterstützung holen, etwa durch Selbsthilfegruppen oder psychologische Angebote“, erläutert Manuela Blutmager.  Manchmal ließen sich auch Konflikte lösen, die schon lange schwelen: „Wir versuchen auch die Angehörigen dahingehend zu beraten, dass sie auch besser mit ihren Emotionen umgehen. Da kann es durchaus sein, dass sich durch die Unterstützung von außen langjährige Konflikte endlich lösen lassen.“

Konflikte präventiv vermeiden

Um Konflikte präventiv zu vermeiden, sei beispielsweise ein Versorgungsplan wichtig. „Dabei wird schriftlich festgehalten, wer sich wann um die pflegebedürftige Person kümmert. Somit weiß jede Person, wann sie dran ist und das kann auch bereits Konflikte vermeiden. Dabei ist es auch wichtig abzuklären, wer welche Möglichkeiten zur Unterstützung hat“, so Manuela Blutmager.

Beratung in jeder Bezirkshauptmannschaft

Die ersten Basisinfos könne man sich ganz einfach in jeder Bezirkshauptmannschaft bei der Pflegeberatung holen. „Unsere Beratung ist kostenlos und unverbindlich. Wir kommen auch zu den Personen nach Hause und machen dort die Beratung, falls notwendig. Davor kann man sich schon mal zusammenschreiben, welche Betreuungsangebote in Frage kommen und welche nicht. Wir können dann dementsprechend eine Lösung suchen“, so Manuela Blutmager. Viele Personen möchten möglichst lange zuhause bleiben, da sollte man sich auch Gedanken über die Gegebenheiten machen. „Spätestens im Akutfall müsse man Umbauten für die Barrierefreiheit machen. Wir beraten auch in dieser Hinsicht“, so Manuela Blutmager.

Es gibt verschiedene Wege, auf denen die Betroffenen zur Pflegeberatung kommen: „Manchmal melden sich die Personen oder ihre Angehörigen selber. Sehr viel kommt aber über Hausärzte, von den Gemeinden und von unseren Netzwerkpartnern wie die mobilen Dienste.“ Für Informationen zur Pflegeberatung steht von Montag bis Freitag die Pflegehotline 05 09 44 1111 zur Verfügung.